Schluss ist nicht gleich Schluss

Diesmal geht es um das Thema Sprachmelodie. Ich finde es sehr interessant, dass sich der Charakter eines Satzes nur durch Umstellen der einzelnen Satzteile manchmal komplett verändert – und zwar wegen der Sprachmelodie. Nehmen wir folgenden Text als Beispiel: Farben spielen in der subjektiven Wahrnehmung von Menschen eine wichtige Rolle. Diesem Bereich haben wir bei der Entwicklung des railjet daher große Aufmerksamkeit gewidmet. Außerdem vervollständigen leicht gefärbte, indirekte Lichtelemente die angenehme Stimmung im railjet.“ Der ganze Text endet mit diesem Absatz; dass es sich um das Ende handelt, sollte hier irgendwie mitschwingen – tut es aber nicht. In dieser Form ist es kein guter Schluss. Jetzt bauen wir den Satz nur ein wenig um, sodass sich der Absatz so liest: „Farben spielen in der subjektiven Wahrnehmung von Menschen eine wichtige Rolle. Diesem Bereich haben wir bei der Entwicklung des railjet daher große Aufmerksamkeit gewidmet. Leicht gefärbte, indirekte Lichtelemente vervollständigen die angenehme Stimmung im railjet.“ Und schon eignet sich der gleiche Satz als Schluss – witzig, oder?

Ich gebe zu: Das sieht auf den ersten Blick ein wenig nach Haarspalterei aus. Aber wenn man sich die Betonung der Worte genauer ansieht, wird es klarer. Im ersten Satz liegt die Betonung entweder auf „Lichtelemente“, auf „Stimmung“ oder gar auf dem letzten Wort „railjet“. Dadurch kommt keine passende Sprachmelodie zustande. In der zweiten Version aber liegt die Betonung – wenn der Satz richtig gelesen wird – auf „vervollständigen“; ab dann geht der Tonfall nach unten und schließt so den Text passend ab.

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