und, und, und: drei Wörter, null Bedeutung

Bitte widerstehen Sie der Versuchung, eine Aufzählung mit den Worten „und, und, und“ zu beenden! Sie ist grammatikalisch falsch, stilistisch abgelutscht und sagt nichts aus.

Warum ist sie grammatikalisch falsch? Weil nach „und“ nur dann ein Beistrich gesetzt wird, wenn ein vollständiger Satz folgt, der auch allein stehen könnte. Also zum Beispiel: „Ich lerne Klavier, und mein Bruder hat sich der Posaune verschrieben.

Zu den anderen beiden Kritikpunkten: Wenn es mehr zu berichten gibt, als das, was schon dasteht, dann formulieren Sie es aus – wenn nicht, dann versuchen Sie nicht, dies mit drei sinnbefreiten Wörtern zu kaschieren!

In einem e-Mail-Ratgeber las ich beispielsweise folgenden Satz: „Was sich bei E-Mails nicht alles machen lässt: ein schöner farbiger Hintergrund, eine verschnörkelte Schrift und, und, und.“

In dem Text ging es darum, dass man e-Mails eher neutral halten und sich nicht zu übertriebener grafischer Dekoration verleiten lassen sollte – HTML bietet diesbezüglich ja viele Gestaltungsmöglichkeiten. Aber das kann man doch auch hinschreiben und damit sowohl konkreter als auch stilistisch besser werden. Z. B. so: „Was sich bei E-Mails nicht alles machen lässt: Ein schöner farbiger Hintergrund, eine verschnörkelte Schrift und viele andere – mehr oder weniger hilfreiche – Stilmittel stehen zur Verfügung.“

Übrigens, falls Sie sich über die unterschiedlichen Schreibweisen des Wortes „e-Mail“ wundern – einmal klein, einmal groß: Laut Duden schreibt man es mit großem „E“. Ich schreibe es trotzdem klein, weil es mir so besser gefällt; und ich finde, bei einem Wort, das aus dem Englischen übernommen wurde, sollte eine gewisse Gestaltungsfreiheit erlaubt sein.

„Was sich bei E-Mails nicht alles machen lässt: ein schöner farbiger

Hintergrund, eine verschnörkelte Schrift und, und, und.“

14 Meinungen zu “und, und, und: drei Wörter, null Bedeutung

  1. Joe

    … und ich habe mich immer gefragt, wer diese Menschen wohl sind, die in den Medien dauernd Texte verfassen, in denen die Wörter „das“ und „dass“ ständig falsch eingesetzt sind. Jetzt weiß ich es: Es sind Texter, die anderen Menschen Rechtschreib-Tipps geben 😉

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  2. Mathias Miller-AichholzMathias Miller-Aichholz

    Hallo Joe, danke für den Hinweis auf den Tippfehler. Der Schluss daraus ist allerdings ein Trugschluss.

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  3. Mathias Miller-AichholzMathias Miller-Aichholz

    Hallo Veilchen, ich habe den Kommentar nicht gelöscht, weil er kritisch war, sondern weil er völlig unverständlich war. Ich habe ihn daher für einen Spam-Kommentar gehalten, ehrlich. Sorry für’s Löschen.

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  4. Bettina

    Ganz ehrlich: pauschalisierender Unsinn. Nach diesem Maßstab müsste man gleichermaßen auf Ausdrücke wie „etc.“, „usw.“, „usf.“ verzichten, folglich sämtliche Aufzählungen bis zum Erbrechen vervollständigen. Völlig unpraktikabel und kein bisschen zielführend.

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    1. Mathias

      Hallo Bettina, danke für den konstruktiven Beitrag. Meine Kritik richtete sich aber nicht darauf, Sätze mit usw., etc. oder ähnlichen Kürzeln zu beenden, sondern mit deren Aneinanderreihung. Ich würde daraus auch nicht schließen, dass man deswegen Aufzählungen „bis zum Erbrechen“ vervollständigen muss. Meiner Meinung nach genügt schon das Erreichen angemessener Informationstiefe und stilistischer Qualität.

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      1. Bettina

        „Wenn es mehr zu berichten gibt, als das, was schon dasteht, dann formulieren Sie es aus – wenn nicht, dann versuchen Sie nicht, dies mit drei sinnbefreiten Wörtern zu kaschieren!“ 😉 Ich meine, „und, und, und“ ist stilistisch zwar nicht so hoch angesiedelt wie „etc.“, kann aber synonym verwendet werden und somit keineswegs sinnbefreit. In einem wissenschaftlichen Artikel fände ich diese Wendung auch befremdlich, hingegen in einem Blogartikel über Rezepte, Muttis Tipps für ein sauberes Heim oder eine lokale Schulaufführung vollkommen angemessen und „normal“, da man hier nicht mit dem sprichwörtlichen Stock im Hintern formulieren muss.

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  5. Pingback: Besonders

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