Bei „Willkommen“ ist „zu“ nicht willkommen

Neulich habe ich den Newsletter einer sehr bekannten deutschen Marketing-Fachzeitschrift abonniert. Da würde man ja annehmen, dass die der deutschen Sprache mächtig sind – weit gefehlt. Denn als Bestätigung für die Newsletter-Anmeldung bekam ich per e-Mail eine Nachricht mit der Überschrift: „Willkommen zu unserem Newsletter!“ Aua, das tut weh. Denn beim Wort „willkommen“ ist mir die Präposition „zu“ leider gar nicht willkommen. Ja, es heißt auf englisch „Welcome to“. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass man auf deutsch „Willkommen zu“ sagt. Das ist einfach falsch – genauso falsch, wie auf englisch „welcome in“ zu sagen. Ein Engländer, den Sie in Wien begrüßen, freut sich bestimmt, wenn Sie Sprachkenntnisse beweisen, indem Sie ihn mit „Welcome to Vienna“ und nicht „Welcome in Vienna“ begrüßen. Aber auf Deutsch heißt es immer noch „Willkommen in Wien“.

Zurück zum Stein des Anstoßes. Da fällt nämlich bei genauerer Betrachtung auf: Die Formulierung ergibt so oder so keinen Sinn. Gehen wir die Sache schrittweise an. Wir wissen, dass es richtigerweise heißen müsste: „Willkommen bei unserem Newsletter“ oder „… in unserem Newsletter“. Aber das klingt bestenfalls mittelintelligent, oder? Höchstens könnte ich den Newsletter willkommen heißen: „Hallo Newsletter, willkommen in meiner Mailbox!“ Aber da ein Newsletter kein Ort ist, ist es vollkommen unsinnig, mich dort willkommen zu heißen. Haben Sie schon jemals gesehen, dass ein Schriftsteller seine Leser mit den Worten „Willkommen in meinem Buch“ begrüßt? Wenn man also nicht gedankenlos anderer Leute Fehler abschreiben will, sondern statt dessen ein wenig nachdenkt, was man da eigentlich von sich gibt – dann kommt man drauf, wie unsinnig so manche gewohnheitsmäßig runtergeleierte Formulierung ist; und kann es besser machen. Für den Newsletter der deutschen Marketing-Zeitschrift könnte das beispielsweise so lauten: „Willkommen in der Welt des Marketing; in Zukunft halten wir Sie wöchentlich auf dem neuesten Stand“.

2 Meinungen zu “Bei „Willkommen“ ist „zu“ nicht willkommen

  1. Harald Steindl

    Auch wenn ich mir keineswegs anmaßen will, es besser zu können. so erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass für mich die Phrase „in Zukunft sind Sie jede Woche auf dem neuesten Stand“ auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
    Das Faktische des „zukünftigen Präsens“ klingt mir ein wenig gar kühn. ganz so, als ob solche Kleinigkeiten wie das Lesen des Newsletters (schreibt man den eigentlich schon oder noch immer groß?) ganz und gar überflüssig wäre.

    „Willkommen in unserer Datenbank!“ wäre zwar recht keck und grenzwertig aber wahrscheinlich 100% ehrlich! 😉

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  2. texter

    „Willkommen in unserer Datenbank!“ finde ich sehr witzig – du kannst eben den Techniker in dir nicht leugnen :-)! Aber mir wär’s zu schräg, schließlich sind ja nur meine Daten dort abgelegt, ich persönlich zum Glück nicht. Betreffend den Hinweis zum Wort „Newsletter“: Der Begriff steht mittlerweile schon im Duden, ist also offiziell in unsere Sprache übernommen worden. Das zukünftige Präsens würde mich persönlich nicht stören, aber ich gebe zu dass es ein Grenzfall ist. Es ist natürlich Marketingsprache, aber das passte in diesem Fall ja auch zum Thema.

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