Der textblog im April 2009:

Ich schreiben. Du verstehen?

Folgender Satz, den ich neulich in einer Sportkolumne gelesen habe, zeigt, wie leicht missverständliche Formulierungen entstehen können:

„Der nun aberkannte dritte Platz von Hamilton in Australien war für den britisch-deutschen Rennstall mehr als erwartet gewesen.“

Was sagt dieser Satz für Sie aus? Für mich verstecken sich zumindest zwei inhaltliche Möglichkeiten darin: 1.) Der dritte Platz war mehr als nur erwartet gewesen, man hatte fix damit gerechnet. 2.) Der dritte Platz war mehr, als der Rennstall erwartet hatte.

Man könnte das „mehr als erwartet“ aber auch auf die Tatsache der Aberkennung des dritten Platzes beziehen. Dann bekommt der Satz eine weitere unterschiedliche Bedeutung. Hat der Rennstall etwa damit gerechnet, dass ihm der dritte Platz aberkannt werden würde?

Erst aus der Lektüre des weiteren Textes ergab sich, was der Autor gemeint hatte: Der dritte Platz war mehr, als der Rennstall erwartet hatte. Die Platzierung wurde aber nachträglich aberkannt.

Der Schluss, der sich daraus für Unternehmenstexte ergibt, ist klar: Nur wenn es gelingt, solche Quellen für Missverständnisse zu vermeiden, kann ich davon ausgehen, dass die Leser meine Botschaft so aufnehmen, wie ich das möchte. Bei einem Artikel über ein Formel-1-Rennen mag das nicht relevant sein. Wenn es aber darum geht, meine Zielgruppen von etwas zu überzeugen, dann muss ich sehr wohl darauf achten, dass meine Formulierungen klar und auf den ersten Blick verständlich sind.

Liebe deinen Leser wie dich selbst!

Folgender Titel einer Presseaussendung versetzte mich kürzlich in Erstaunen: „Go Daddy führt Instant Mobilizer von dotMobi ein.“ Ah – ja.

Das ist ein klassisches, wenn auch recht drastisches Beispiel dafür, dass manche Unternehmen zu sehr aus ihrer Eigenperspektive heraus schreiben, anstatt sich in die Empfänger einer Information hineinzudenken. Jeder Medienverantwortliche, der sich die Zeit nimmt, um die Perspektive der Informationsempfänger einzunehmen, muss doch sofort feststellen, dass diese Formulierung total am Ziel vorbeischießt. Das kann niemand verstehen, der dieses Unternehmen oder dessen Produkt nicht bereits kennt.

Der ganze Satz besteht aus acht Worten, davon sind drei (!) deutsch, die anderen englische Begriffe oder Eigennamen. Es kann natürlich sein, dass da jemand gehofft hat, gerade dadurch Aufmerksamkeit zu erregen, dass er oder sie lauter unverständliche Begriffe in den Satz einbaut. Dazu kann ich nur sagen: Es ist ein Irrtum, zu glauben, man steigere die Aufmerksamkeit für eine Botschaft dadurch, dass man sie sinnlos  formuliert. Studien haben schon mehrfach bewiesen: mangelnde Verständlichkeit führt zu Unsicherheit,  Verwirrung und letztlich Ablehnung einer Botschaft.

Ich meine: Diese Headline ist für den Großteil der Leser reinstes Kauderwelsch, die Aufmerksamkeit damit weg und der Aufwand für das Schreiben sowie den Versand der Medieninformation umsonst – nur weil da jemand ein bisschen zu wenig nachgedacht hat; schade drum.