Der textblog im Oktober 2009:

Eine nette …

… kleine Stilblüte habe ich heute im Nachrichtenportal pressetext austria gelesen: „Der US-amerikanische Physiker John Hunter hat ein Modell eines gigantischen Luftgewehrs vorgestellt, das Frachtgut ins Weltall abschießen soll. […] Zusammen mit zwei weiteren Wissenschaftern soll das Unternehmen ‚Quicklaunch‘ in die Tat umgesetzt werden.“ Was mich daran brennend interessiert: Welche Technik wenden die an, um die beiden Wissenschafter in die Tat umzusetzen? Klingt interessant, vielleicht sollte ich mich auch mal in die Tat umsetzen lassen. Solange die mich nicht gleich mit ins All schießen …

Wunderbar …

… finde ich die Printanzeige, die der Personalberater Monster derzeit die heimischen Medien rauf und runter schaltet. Der Text lautet: „NOCH NIE war es so einfach, seinen Traumjob zu finden. Außer als Astronaut vielleicht. Aber sonst wirklich alles.“ Ich finde die Art, wie hier mit Sprache gespielt wird, großartig. Das fett und in Versalien gedruckte NOCH NIE zieht natürlich gleich den Blick auf sich. Aber darum geht es mir hier nicht; sondern um die Art, wie im weiteren Verlauf des Textes Sinnhaftes mit Sinnlosem auf witzige Weise vermischt wird. Dadurch bleibt man irgendwie daran hängen. Man kann sich zwar vorstellen, was gemeint ist, aber tatsächlich ergibt das Ganze keinen Sinn. Es ist nämlich semantisch, also in seinem Zusammenhang, nicht logisch. Schon der erste und der zweite Satz lassen in ihrer Kombination keine eindeutige logische Schlussfolgerung zu. Und dann kommt noch dieses freche „Aber sonst wirklich alles“ am Schluss daher – das ist das Tüpfelchen auf dem i. Damit wird der Text wirklich schräg. Monster bringt dadurch Humor und Selbstironie in seine Anzeige – und das ist immer wieder erfrischend, bei der Menge an Selbstbeweihräucherung, die wir in der Werbung sonst erdulden müssen.

Aufmerksame und kritische Leser dieses Blogs (Niklas, z.B.) könnten jetzt einwenden: „Der weiß ja selber nicht, was er will. Dauernd wettert er gegen mangelnde Verständlichkeit von Texten und jetzt will er uns erzählen, dass gerade dadurch die Aufmerksamkeit steigt.“ Stimmt, darin liegt ein gewisser Widerspruch. Meiner Meinung nach ist es aber ein Unterschied, ob ich bewusst und auf witzige Weise für Verwirrung sorge oder unbewusst und langweilig. Im ersten Fall steigt die Aufmerksamkeit, im zweiten – drei mal dürft Ihr raten!