Der textblog im Oktober 2011:

Mehr oder weniger unklar

Bei Wirtschaftsprüfern geht man normalerweise davon aus, dass sie sich mit Zahlen auskennen – tun sie wahrscheinlich auch, nur ihre Texter scheinbar nicht: In einer Imagebroschüre einer großen Kanzlei ist zu lesen, dass in Österreichs Betrieben mit bis zu 50 Mitarbeitern „mehr als jeder Dritte Beschäftigte“ Arbeit findet. Mal abgesehen davon, dass man „Dritte“ in diesem Fall klein schreibt – an der Formulierung stört viel mehr, dass sie so unlogisch ist: „Mehr als jeder dritte Beschäftigte“ heißt konkret was? Jeder vierte? Kann nicht sein, denn das wären dann ja im Endeffekt weniger; jeder dritte Beschäftigte sind 33%, jeder vierte nur mehr 25%. Also kann damit nur eine Zahl gemeint sein, die kleiner ist als Drei. Aber das Wort „mehr“ für eine Zahl zu verwenden, die kleiner ist als die erste, ist ein sprachlicher Widerspruch in sich. Alles in allem eine ziemlich unglücklich gewählte Formulierung, die für Unklarheit sorgt, obwohl sie ganz leicht zu vermeiden gewesen wäre.

Auch für Texte gilt: Wir ernten, was wir säen.

Der Input bestimmt den Output. Wir ernten das, was wir zuvor gesät haben. Was das in Bezug aufs Texten heißt? Ganz einfach: Texte, die unaufmerksam verfasst wurden, erzeugen Unaufmerksamkeit beim Zielpublikum. Wollen Sie mit Ihrer Botschaft Erfolg haben, dann wenden Sie die nötige Energie auf, um sie zu verfassen! Heute habe ich eine Anzeige eines kleinen Möbelhauses gelesen, die voller Rechtschreibfehler und stilistischer Mängel war. So wurden die Kunden mit klein geschriebenem „sie“ bzw. „ihnen“ angesprochen, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Botschaft, die dabei rüberkommt, ist klar: Weiterlesen